Knapp drei Wochen ist es nun her, als für Elisa Hämmerle ein großer Traum zerplatzte. Es hätte für sie um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio gehen sollen.
Die gezielte Vorbereitung in vielerlei Hinsicht lief über mehrere Jahre. Doch dann zog Elisa Hämmerle sich im allerletzten Moment einen Achillessehnenriss zu. Elisas Verletzung passierte im sogenannten ‘Podiumstraining’ am Auftaktgerät Boden bei einer Temposalto-Kombination.
Heute war Elisa zum ersten Mal wieder im Olympiazentrum und führte gemeinsam mit dem Leiter unseres Sportmedizinischen Instituts Dr. Marc Sohm, Physiotherapeut Manuel Hofer (der auch in Rio mit vor Ort war) und Nationaltrainer Laurens Van der Hout ein Gespräch mit den Medienvertretern Vorarlbergs.
Achillessehnenruptur inkl. Riss des Deltabandes
‘Nicht nur die Archillessehne, sondern auch das Deltaband am Sprunggelenk ist mit abgerissen und es gab eine knöcherne Absplitterung an der Knöchelspitze’, so erklärt Dr. Marc Sohm die genaue Verletzung von Elisa und nimmt gleich schon vorweg: ‘Natürlich stellt sich immer die Frage ‘Wie kommt es zu so einem Achillessehnenriss’. Einen einzelnen Auslöser kann man selten identifizieren, da spielen immer mehrere Faktoren mit: Einerseits ungünstige Zug-/Druckverhältnisse und andererseits sicher auch die enormen Trainingsumfänge. Auch die ganz kleinen Mikroverletzungen, die einfach vorkommen in einer so langen und intensiven Vorbereitungsphase, können das beeinflussen.’
Die Reha ist ein langer Weg. Durch das Sammeln neuer Erkenntnisse und deren Integration ins Training kann aber ganz klar zur ursprünglichen körperlichen Leistung zurückgefunden werden, sind sich Marc Sohm und Manuel Hofer einig.
Es braucht nun eine Ruhigstellungsphase bis sich die Sehnenenden wieder finden. In einer zweiten Phase nach der Gips- und Schienenabnahme konzentriert man sich auf das Zusammenspiel von Nerven und Muskeln. Die aktive Stabilisation im Gelenk muss gewährleistet werden. Nach drei bis vier Monaten wird die Achillessehne dann Schritt für Schritt und langsam aufbauend wieder belastet. Nach ca. neun Monaten kann je nach Sportart wieder ins Training eingestiegen werden.
“Ich wusste genau – das war’s”
Der Weg die Rampe hoch in das Olympiazentrum war heute kein einfacher für Elisa. ‘Ich kann mich gut dran erinnern als ich am Mittwoch vor meinem Abflug nach Rio hier unten stand und mir gedacht habe ‘Elisa, du hast jetzt alles getan was du tun konntest, du bist top in Form. Wenn du das nächste mal wieder hier hinauf läufst kannst du laut sagen: ICH HABS GESCHAFFT‘, so die 20-jährige Lustenauerin. Doch es kam anders.
Elisas Verletzung passierte beim Podiumstraining, bei einer Übung, die sie schon tausende Male zuvor gemacht hatte und die beinahe 10 von 10 Mal gelang. ‘Der Absprung zum Doppelsalto fühlte sich an als ob ich aus einem Loch heraus abspringe. Ich fühlte keinen Schmerz, aber merkte genau wie sich meine Sehne löst und zurück zieht. Dieses Gefühl spüre ich auch jetzt noch. Ich bin gelandet und fühlte immer noch keinen Schmerz in meinem Fuß. Aber ich habe hin gegriffen und ich wusste genau – das war’s! Im Sommer wirst du hier nicht mehr turnen.’
Viele Jahre Training mit dem Ziel Olympia
Zweifelsohne hört man immer wieder heraus, dass die letzten Wochen die schwierigsten von Elisas bisherigen Karriere waren. Die Arbeit und das Herzblut, das sie in dieses Projekt gesteckt hat, sind enorm.
Vor vier Jahren hat Laurens Van der Hout begonnen mit Elisa zu arbeiten. Viel haben sie gemeinsam ausprobiert und aufgebaut. ‘Man muss ja den ganzen Weg betrachten. Wir haben 2012 und 2013 viele Grundlagen geschaffen um Österreich überhaupt zu den Olympischen Spielen zu bringen. Bei vielen Wettkämpfen war Elisa die beste Turnerin aus Österreich. Und jetzt war sie in einer Form, die nicht zu schlagen war’, so der Nationaltrainer.
Die Dinge, die Elisa für ihren Traum von Olympia in Kauf genommen hat, hat sie nie als Entbehrungen gesehen. ‘Natürlich gab es so etwas wie Maturareise für mich nicht. Turnen ist das was ich immer am liebsten gemacht habe. Dort habe ich auch all meine Freunde kennen gelernt. Auch jetzt möchte ich keinen der Momente missen, die ich während der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele hatte’, erklärt Elisa.
‘Das olympische Feuer in mir ist noch nicht erloschen’
Ein nächster Schritt wird für Elisa der Aufnahmetest für das Medizinstudium in Innsbruck sein. Den hätte sie auch gemacht wenn es nicht zur Verletzung gekommen wäre. Wie es dann weiter geht lässt sie offen.
Zwei Aussagen trifft sie aber ganz klar: ‘Wenn ich jetzt aufhören würde, wäre das letzte was mir im Kopf bleiben würde, der Sturz. Ich möchte die Übung, die ich in Rio begonnen habe, zu Ende führen. Ich weiß noch nicht wie und wann – aber ich möchte sie fertig turnen. Das Olympische Feuer brennt für mich zwar nicht in Rio – aber in mir selbst ist es noch nicht ganz erloschen!’